Schauspiel

Andorra. Stück in zwölf Bildern

Drama von Max Frisch, erschienen im Suhrkamp Verlag

 

„Ein Gewitter. Dabei sehe ich keine Wolke am Himmel, aber man spürt’s. So eine heiße Stille. […] Ich glaub, es hängt ein Gewitter in der Luft, ein schweres Gewitter.“ Die meisten Bürger:innen des schneeweißen (fiktiven) Dorfes Andorra wähnen sich in Sicherheit und können sich nicht vorstellen, dass die „Schwarzen“ es wagen sie zu überfallen und zu besetzten. „Ich habe Leute getroffen, die keine Ahnung haben, wo Andorra liegt, aber jedes Kind in der Welt weiß, dass Andorra ein Hort des Friedens, der Freiheit und der Menschenrechte ist.“ Doch die Andorraner:innen sind nicht so gut, wie sie meinen. Andri ein adoptierter, jüdischer Sohn der Stadt sieht sich tagtäglich ihren Vorurteilen und ihrem Rassismus ausgesetzt – den es doch eigentlich nur bei den „Schwarzen“ gibt.

Doch Andorra zeigt nicht nur die Geschichte des Andri, der in einer Gesellschaft lebt, die von Misstrauen und Vorurteilen gegenüber den „Anderen“ durchdrungen ist, sondern auch wie schnell eine Gesellschaft sich verändert, anpasst und wegguckt, wenn es für jede:n Einzelne:n „schwarz“ wird, so dass Einzelne am Ende fast keine Chance mehr haben, das Rad der Zeit aufzuhalten. Die Andorraner:innen projizieren ihre eigenen Ängste und Vorurteile auf den Juden Andri und finden in ihm einen (gelegenen) Sündenbock, der für ihre Taten geopfert werden kann.

Andorra identifiziert die Angst der Einzelnen vor der Gemeinschaft, die Angst der Gemeinschaften gegenüber anderen Gemeinschaften und schlussendlich die Angst vor dem Identitätsverlust. So sagte Frisch über sein 1961 uraufgeführtes Theaterstück: „Es gibt vornehm schon die Angst, dass ich gar nicht zu mir selbst komme, in dem ich schon die Gedanken der anderen denke, bevor ich meine eigenen denke.“ (Max Frisch 1961. NDR: Kultur im Norden 23.01.1961 10:34-10:42.)

Max Frischs Parabel über Vorurteile, Schuld und Identität ist heute aktueller denn je. Andorra ist eine eindringliche Mahnung vor den zerstörerischen Folgen von Vorurteilen und Hass, die die Gesellschaft nie so ganz überwinden.

 

Felix Langen ANDRI
Elin Wawer BARBLIN
Maren Lerche DIE LEHRERIN
Stefan Eberhardt DER VATER/DER SENOR
Katharina Vinnenberg DER DOKTOR/DIE PASTORIN
Tim Schmidt DER SOLDAT
André Ferreira Gonzáles/Christine John DER WIRT
Claudia Bröring DIE TISCHLERMEISTERIN
Jonas Göttfert  DER GESELLE/SOLDAT
Merle Theismann/Hannah Neuhaus CONFÉRENCIÈRE/EIN JEMAND/SOLDAT

 

Regieassistenz: Hannah Neuhaus

Regie: Felix Seeberger

 

Termine:
31.08, 01.09, 07.09, 08.09., 14.09., 15.09.